Schöne Aussicht

BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Geköpft und mit Steinen beschwert – archäologische Spuren von Hinrichtungen und Abwehrzauber in Mittelalter und Neuzeit
Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Heute war ein anstrengender Tag, denn der starke Wind wirbelte lose Gegenstände auf dem Hügel herum. Doch manchmal ließ sich die Sonne zwischen den Wolken blicken. Die Studenten fertigten Plana der Zeichnungen an. Wir Mädels säuberten Knochen, Keramik und Steine aus einem Erfurter Fundkomplex. Die Knochen stammten unter anderem von Menschen, Hamstern und Kühen, wobei einige so groß waren, dass wir glaubten, sie könnten von Thüringer Waldelefanten stammen.


Abb. 1: Das soll doch Glück bringen – oder?

Doch Björn machte uns einen Strich durch die Rechnung, indem er uns erklärte, dass es sich nur um einen Knochen von besonders großen oder alten Kühen handelte. Während wir mit den Knochen beschäftigt waren, machten die Jungs das Planum im Quadrant 2 um ca. 20 cm tiefer. Dabei fanden sie viele Knochensplitter und sogar eine Gewehrkugel aus dem 19. Jh., die also nicht mit zur mittelalterlichen Hinrichtungsstätte gehörte. Der kleine Höhepunkt des Tages wird das Ausheben des Skeletts sein.


Abb. 2: Na das sieht doch schon gut aus

Übrigens hat man von hier, dem Galgenhügel, eine tolle Aussicht über Felder, umliegende Orte und die Drei Gleichen.

Basti und Lisa

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Zu meiner Person: Dr. phil., Historikerin/Archäologin M.A. Schwerpunkt: Rechtsarchäologie, archäologische und historische Richtstättenerfassung

3 Kommentare

  1. Skelett ausheben

    Das hört sich ja richtig spannend an. Kann es sein, daß die Fundstätte ergiebiger ist als letztes Jahr in Polen?

    Sind die Kinder aus der Region Thüringen oder kommen sie auch von weiter her?

    Und um ich beim Waldelefanten nicht zu blamieren habe ich direkt mal gegoogelt. Die gab es also wirklich mal in Europa. Ich dachte schon, das wäre ein Scherz. Was ich hier wieder lernen kann. Interessanterweise wurde in Mauer, also ganz in der Nähe von Heidelberg einer gefunden. Und dort fand man auch den Unterkiefer vom Homo heidelbergensis.

  2. Ich trau mich ja gar nicht zu fragen…

    …aber ist das Skelett vollständig oder sind zwischendurch Teile abgefallen, als es am Galgen vergammelt ist?

  3. Ergiebige Region

    Gar nicht weit weg im Geiseltal (bei Halle) wurden Teile von 40 Waldelefanten gefunden, die die Gegend vor etwa 220 000 Jahren hier bevölkerten. Sind übrigens im nächsten Jahr Teil einer Sonderschau im Landesmuseum Halle. Aber gut, in diesen Schichten sind wir hier auf dem Hügel ja nicht unterwegs, da bleibt es dann doch eher bei Kühen, Schafen und all dem bekannten Hausvieh.

    Ja, wir hofften natürlich, die Altgrabung von 1971 anzutreffen, von der bekannt ist, dass nur die Hälfte des Grabhügels ausgegraben wurde. Wenig Aktenmaterial, ein zerpflügter Hügel und Mengen von stramm stehendem Getreide machten die Suche nicht gerade leicht…aber wir haben inzwischen Knochen mehrerer Individuen gefunden und sind damit wohl ziemlich treffsicher in die Erde gekommen.

    Die Teilnehmer – Große und Kleine – kommen alle aus den umliegenden Ortschaften und sind mit viel Elan und Neugier dabei. Das freut uns gleich doppelt. Unser Anliegen, Archäologie und damit Geschichte erlebbar zu machen, wird gut angenommen und umgesetzt und: wir haben wunderbare Grabungshelfer! Das muss man sagen, sie kommen in jeweils 2 Gruppen und ohne ihre Hilfe wären wir am Ende der ersten Woche längst nicht so weit.

    Lieber Herr Fischer, ich muss Sie leider enttäuschen, der Galgen kommt nicht in Frage. Aber die inzwischen bei mehreren Individuen angetroffenene Knochenbrüche lassen auf eine andere Hinrichtungsart schließen. Eine Ahnung?

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