Videoclips zur Evolution des Lebens – Meine TOP 5

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Nach vielen Jahren mit Fachtexten und -vorträgen rund um die Evolutionsforschung von Religiosität und Religionen hatte ich auf einer Tagung neulich einmal die Form eines "evolutionären" Gedichtes gewählt. Die außerordentlich erfreulichen Reaktionen erinnerten mich daran, dass wir Menschen uns komplexen Themen gerne auf verschiedenen Wegen nähern. So sollte ansprechende Wissenschaft auch in Formen von Literatur, Kunst, Musik und eben Film gegossen werden. Hier stelle ich Ihnen meine persönlichen TOP 5 an YouTube-Videos zum Thema "Evolution" vor – verbunden mit der Bitte an Sie, weitere Kandidaten zu nennen!

1. Überlieben statt nur Überleben

Mein Favorit stammt von den Biologen der Universität Tübingen, mit denen ich immer wieder gerne zusammen arbeite. In ihrem wundervollen Darwin-Clip verknüpfen sie nicht nur trockene Laboratmosphäre mit Emotionen (Fussball, Liebe, Kinder), sondern vermitteln auch eine immer noch zu wenig bekannte Information: Im biologischen Evolutionsprozess kommt es nicht primär auf das "Überleben" an, sondern auf den differentiellen Reproduktionserfolg. So sind z.B. wir Deutschen derzeit aufgrund unseres Kindermangels ein evolutionär (aus-)sterbendes Volk- trotz Rekord-Lebenserwartung. Arroganz gegenüber anderen Völkern und Kulturen erscheint da verfrüht.

2. Der Baum des Lebens – Tree of Life (2009)

Ein grafisches Fest stellt der Baum des Lebens, präsentiert im Darwinjahr 2009 von Sir David Attenborough (hier auch mit englischem Text), dar. Sehen und staunen!

3. Der Baum des Lebens – Tree of Life (1980) 

Der Film von Sir Attenborough hat einen Vorläufer – die Filmreihe "Cosmos" von Carl Sagan, die von mehreren Hundert Millionen Menschen gesehen wurde. Hier die Folge 11, "Tree Of Life: Four Billion Years Of Evolution".

4. Evolution explained 

Der YouTube-User QualiaSoup aus dem Vereinigten Königreich präsentiert immer wieder gelungene Videos zu wissenschaftlichen Themen. Hier erklärt er wunderbar trocken die Evolutionstheorie.

5. Evolution verstehen – mit Jim Knopf

Nahezu jedes deutschsprachige Kind kennt Michael Ende’s großartige Geschichte(n) von Jim Knopf. Der FAZ-Redakteurin Julia Voss ist die Entdeckung zu verdanken, dass Ende damit dem Darwin-Bekannten Jemmy Button ein Denkmal setzte und die rassistischen Entstellungen der NS-Biologie hinter sich ließ. Der FAZ ist zu gratulieren, dass sie dem Thema nicht nur einige Artikel widmete, sondern auch einen liebevoll-intelligenten Filmclip im klassischen Stil der Augsburger Puppenkiste.

Zwei "Sonderpreise"

Neben diese fünf Clips, die je die Evolution im engeren Sinne thematisierten, möchte ich noch zwei Filme stellen, die ich darüber hinaus "als Blick auf das Ganze" schätze. Da ist zum Beispiel der geradezu meditative Blick auf Schönheiten der Erde von Armin Schnitzler, der zwar keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, aber m.E. das Staunen lehrt.

Armin Schnitzler – Mutter Erde

Und für den Religionswissenschaftler immer wieder wichtig zu erinnern: Jede Erzählung von Evolution stellt eine (stets vorläufige) Rekonstruktion der Vergangenheit dar, in der auch immer eigene, weltanschauliche Annahmen mitschwingen. So lässt sich der Evolutionsprozess atheistisch, agnostisch oder auch theistisch (religiös) "lesen", ja besingen. Und so schließe ich die Aufzählung mit einem evolutionären Gotteslob der Cosmic All Stars und Keith Mesecher, das diese 2008 auf einem Evolutions-Kongress der First Unitarian Church in San Diego vortrugen.

Keith Mesecher & Cosmic All Stars – Thank God for Evolution

Welcher der gezeigten Clips gefiel Ihnen am Besten, war am Informativsten, Überraschendsten? Und kennen Sie Clips zum Thema Evolution, die unbedingt gesehen werden sollten?

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

11 Kommentare

  1. Mir gefallen die Clips 3 und 4 am besten – wobei 4 mir äußerste Konzentration abverlangt, weil so schnell gesprochen, aber äußerst witzig ist es gemacht, gerade wegen der sachlichen Trockenheit.

  2. @Claudia & Stefan Taube

    Danke fuer die Rueckmeldungen! Mich betruebt es manchmal, dass Video-Schaetze recht brach liegen, mancher Schund aber boomt. Deswegen versuche ich, gute Wissensclips etwas bekannter zu machen.

    @Stefan Taube: Ja, der Homer-Evolution-Clip ist Klasse! Und ich finde die Frage seiner Frau am Ende richtig philosophisch…

  3. @Ralph Würfel

    Wow, das ist ja wirklich mal ein beeindruckendes Kunstwerk! Mich begeistert nicht nur das Thema ;-), sondern auch, wie gekonnt und kreativ hier klassische und neue Medien verknüpft wurden! Danke für den Link!

  4. @Ralph Würfel: Ich bin beeindruckt! Da steckt unglaublich viel Können, Fleiß und Disziplin drin – und dann mehr als eine Aussage: so soll Kunst sein.

  5. Evolutionskitsch!?

    Lieber Michael,
    aus Zeitmangel habe ich nur das erste Video gesehen und bin ein wenig peinlich berührt. Das Lied, das Video und der Inhalt sind doch etwas sehr kitschig geraten.
    Ich frage mich da, ob und wenn ja, wo du eigentlich einen Unterschied siehst zu dem hier: http://www.youtube.com/watch?v=Hd494Owsif8
    (ich möchte das nicht werten; das Video gibt mir nur den Eindruck, das Evolution genauso ähnliche Wirkung auf ihre Anhänger hat wie eben – Religion. Der Inhalt ist anders, die unterschwellige emotionale Signatur scheint mir aber doch sehr vertraut. Siehst du das ähnlich? Sollten wir das wissenschaftlich untersuchen? (Ich meine letzte Frage ernst, nicht ironisch ;-))

  6. @Christian Albrecht

    Nun, wer sagt denn auch, dass Evolutionsforschern alles besser gelingen muss als Gottesdienstbesuchern? 🙂

    Ernsthaft: Die Kolleginnen und Kollegen der Uni Tübingen kämpfen mit o.g. Video gegen einen der folgenreichsten Irrtümer in der populären Rezeption von Evolution an: Dass es dabei “um das Überleben des Fittesten” (Survival of the Fittest) ginge.

    Tut es aber nicht – auch wer 120 Jahre “überlebt”, ohne Kinder und Enkel zu hinterlassen, kann evolutionär gesehen gescheitert sein. Das Video versucht also ein altes Mißverständnis auszuräumen – und das finde ich gut. Allerdings wird mir wieder bewusst, dass man wohl schon lange in der Evolutionsforschung dabei sein muss, um den angegangenen Fehler überhaupt zu verstehen…

    Also – ganz lieben Dank für Deine Rückmeldung!

Schreibe einen Kommentar